Prof. Dr. Alois Ferscha, wissenschaftlicher Leiter von Pro²Future und Leiter des Instituts für Pervasive Computing (IPC) an der JKU Linz, hielt am Freitag, den 13. Mai 2022 auf der österreichischen Fachmesse für Fertigungstechnik (Intertool) in der Messe Wels einen Keynote Talk zum Thema “Nachhaltige Produktion”.
Mit dem Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft als wesentlicher Bestandteil der neuen europäischen Wachstumsstrategie “European Green Deal” hat die Europäische Kommission ein anspruchsvolles Programm zur Erreichung der Klimaneutralität Europas bis 2050 vorgelegt. Der neue Aktionsplan kündigt Initiativen entlang des gesamten Lebenszyklus von Produkten an. Nachhaltiges Produktdesign, die Gestaltung und Einbettung von Produkten in Kreislaufwirtschaftssysteme, die Transformation zu nachhaltigen Produkten und der Versuch, Rohstoffe so oft und so lange wie möglich im Kreislauf zu halten, sind dabei zentrale Ansätze oder Vorgaben. Bewährte Maßnahmen hierfür sind u.a., nachhaltige Produkte in der EU zur Norm zu machen, die systemische Rolle der Verbraucher und Konsumenten im Kreislauf zu stärken, Branchen mit hohem Potenzial an kreislauffähigen Ressourcen zu fördern (Elektronik, IT, Batterien, Fahrzeuge, Verpackungen, Kunststoffe, Textilien, Bau, Gebäude, Lebensmittel, Wasser, Nährstoffe), Abfälle so weit wie möglich zu vermeiden, die Kreislaufwirtschaft regional und in den Städten menschenfreundlich zu gestalten und damit weltweit ein Vorbild zu sein. Insgesamt geht es um die konsequente Umsetzung und Stärkung des Kreislaufprinzips in den Produktionsprozessen; Kreislauforientierung wird auch als Voraussetzung für Klimaneutralität gesehen.
Die Schärfung des Nachhaltigkeitsgedankens sowohl im Produktdesign als auch in der Produktion selbst wird durch eine Reihe von Möglichkeiten konkretisiert. Im Vortrag werde ich Möglichkeiten aufzeigen wie die Verbesserung der Langlebigkeit, Wiederverwendbarkeit, Aufrüstbarkeit und Reparierbarkeit eines Produktes, die Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz durch z.B. KI-optimierte Prozesse in der Produktion, die konsequente Erhöhung des Recyclinganteils in Produkten bei gleichzeitiger Sicherstellung der Leistungsfähigkeit und Sicherheit durch CO2-emissionsvermeidende Wiederaufbereitung und hochwertiges Recycling, die Begrenzung der Einmalnutzung von Produkten (“Einwegprodukte”) und “eingebaute” geplante Obsoleszenz, durch Anreize für “Product-as-a-Service”-Geschäftsmodelle oder andere Modelle, bei denen die Hersteller Eigentümer des Produkts bleiben oder die Verantwortung für seine Leistung während des gesamten Lebenszyklus tragen, durch konsequente Nutzung des Potenzials der Digitalisierung von Produktinformationen, z. B. eines “Produktgedächtnisses”, oder durch Lösungen für die Rückverfolgbarkeit der Produktherkunft (Identitätsrückverfolgung) wie digitales Identitätsmanagement, Kennzeichnung über RFID, NFC, QR-Codes, digitale Wasserzeichen usw.